Indien, Alwaye. Es ist Ende September. Das Thermometer zeigt über 30°C an, die gefühlte Temperatur liegt bei 40°C. Das Gelände, auf dem die 6. Jugendkonferenz von BCC Indien stattfindet, wirkt wie eine kleine Oase in der staubigen Landschaft.

Seit über 25 Jahren reist Christoph Matulke (2.v.r.) regelmäßig nach Indien. Hier zusammen mit indischen Glaubensgeschwistern aus Bangalore und Mumbai.
Christoph Matulke, Gemeindevorsteher von DCG Hessenhöfe, ist ebenfalls zur Jugendkonferenz gekommen. Seit über 25 Jahren reist er nach Indien und besucht die Gemeinden dort regelmäßig. Im Interview sprechen wir über Mission und warum 40 Jugendliche aus Deutschland ihn in diesem Jahr begleitet haben.
Du reist seit 25 Jahren nach Indien, aber die Mission dort begann schon früher…?
Ja, lange bevor ich zum ersten Mal dort war, gab es die ersten Kontakte durch einen Missionar von BCC Kanada. Mitte der 60er-Jahre mussten alle christlichen Missionare das Land verlassen. Erst in den 70er-Jahren wurden die Einreisebedingungen nach Indien wieder erleichtert und die Verbindungen konnten wieder aufgenommen werden. Durch die Arbeit mehrerer Missionare von BCC entstanden nach und nach Gemeinden.
Inzwischen gibt es acht Orte, an denen sich Geschwister regelmäßig versammeln und diese Geschwister kommen auch zu unseren BCC-Konferenzen im Mai und Dezember nach Alwaye. Insgesamt werden es wohl so 250 bis 300 Geschwister sein.
Kennst du alle persönlich?
Das ist eine Frage wie intensiv die Bekanntschaft gemessen wird. Sicher habe ich mit allen in irgendwelchen Zusammenhängen schon gesprochen, bei vielen war ich schon zu Hause und es hat sich zu einigen schon ein sehr persönliches Verhältnis entwickelt.
Wie läuft die Jugendkonferenz ab? Was steht auf dem Programm?
Ähnlich wie in Europa! Wir könnten es auch Aktivitätswochenende nennen. Wir starten gewöhnlich am ersten Abend mit einem Jugendgottesdienst. Die weiteren Tage sind von intensiven Aktivitäten begleitet, die variieren. Dieses Jahr war ein Cricket-Turnier angesagt, wobei alle indischen Gemeinden je eine Mannschaft stellten und die Besucher aus dem Ausland je Land eine! In diesem Jahr hat Südafrika den Pokal mit nach Hause genommen.

Christoph Matulke (Mitte) mit einigen Jugendlichen aus Indien. In diesem Jahr fand die sechste Jugendkonferenz dort statt.
Außer Cricket gab es auch einen Strandtag. Wir alle fuhren an das Meer und waren dort in einem Resort mit Zugang zum Meer einen ganzen Tag zusammen. Das ist natürlich für viele eine ganz besondere Gelegenheit mit verschiedenen ins Gespräch zu kommen, einander kennen zu lernen und vor allem eine wunderbare Gelegenheit, Gemeinschaft zu bauen.
Das ist jetzt die sechste Jugendkonferenz, die in Indien stattfindet. Was hat sich seit der ersten verändert Konferenz?
Vor allem das Umfeld! Die ersten beiden Jugendkonferenzen waren noch nicht in dem neuen Alwaye Conference Center. Damals (2011) waren auch fast nur die Jugendlichen aus Indien mit ein paar wenigen Ausländern zusammen. Aber es war so gesegnet und gut, dass im gleichen Jahr noch eine Jugendkonferenz veranstaltet wurde.
Diese Jugendkonferenzen waren ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Gemeinden in Indien. Früher waren sie in kleinen Gruppen verteilt; das war vor allem den großen Entfernungen geschuldet. Mit dem Zug ist man von Mumbai nach Alwaye damals 36 Stunden unterwegs gewesen. Heute kann man es mit 26 – 28 Stunden schaffen, wenn man die richtige Line buchen kann. Oft aber sind die Züge ausgebucht. Deshalb muss man frühzeitig dran sein.
Durch die Jugendkonferenzen und die besseren Verkehrsverbindungen sind sie richtig zusammengewachsen. Seit etwa 3 Jahren kommen auch Jugendliche aus Südostasien (China, Hong Kong, Indonesien und Singapur). Das war so erbaulich, dass wir uns fragten, ob es nicht förderlich wäre, auch Jugendliche aus Australien, Neu Seeland und Südafrika und einige Jugendliche aus Europa einzuladen. So kam es, dass sich dieses Mal gut 300 Jugendliche zur Jugendkonferenz in Indien einfanden.
Vierzig Jugendliche davon waren aus Deutschland. Hatten sie einen persönlichen Bezug zu Indien?
Viele Jugendliche aus Deutschland beteiligen sich regelmäßig mit Spenden für die Mission. Die Konferenzen werden mit Spendengeldern unterstützt. Toll, dass die Jugendlichen sehen, wohin das Geld geht und was mithilfe ihres Beitrages entstehen kann.
Was bedeutet das für sie und die Gemeinde in Indien?
Indien ist eine „andere Welt“ als wir Europäer es gewohnt sind. Schon die Kleidung ist ein wesentlicher Unterschied. Nicht zuletzt auch das Essen und vieles mehr. Trotz der Unterscheide ist es ein Erlebnis, die Versammlung mitzuversorgen und zu realisieren, dass uns derselbe Geist und derselbe Glaube verbinden.
Die äußerlichen Unterschiede führen oft dazu, dass man eine gewisse Horizonterweiterung bekommt im Umgang mit anderen Kulturen – das wirkt sich immer positiv auf das eigene Lebensverständnis aus.