Zum zwölften Mal in Folge treffen sich die Senioren der Christlichen Gemeinde (DCG) aus dem deutschsprachigen Raum zu einem gemeinsamen Wochenende mit Aktivitäten, Gottesdiensten und Austausch unter Gleichaltrigen.
Im Tagungszentrum Blaubeuren bei Ulm herrscht eine freudige und gemütliche Atmosphäre, die irgendwie gar nichts von dem hat, was in der Gesellschaft fast täglich diskutiert wird: Altersarmut, Einsamkeit, Zukunftsängste, Pflegebedürftigkeit. Und doch sind die Senioren sehr wohl mit diesen Herausforderungen im Alltag konfrontiert.
Lothar Smith mit Ehefrau (Bild privat): Fast zeitgleich mit der Pensionierung erkrankte seine Frau an Parkinson und wurde zum Pflegefall
Lothar Schmidt (76) war 34 Jahre lang Berufsoffizier bei der Bundeswehr. 1994 trat er den Ruhestand an. Damit endete seine berufliche Laufbahn, doch der pensionierte Oberstleutnant fiel in kein „Loch“, wie viele Rentner es erleben. Denn „mein Lebensinhalt hat sich nicht geändert“, sagt er, „das ist Jesus, die Gemeinde und meine Familie.“ Hier übernimmt er bis heute Aufgaben und unterstützt so gut er kann „mit großer Freude.“
„Ich kann mich nicht daran erinnern, vor dem Älterwerden je Angst gehabt zu haben“, meint Lore Rufer. Sie ist 84 Jahre alt und ledig geblieben. „Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird`s wohlmachen“, zitiert sie aus Psalm 37,5. Daran hält sie seit ihrer Jugend fest. Gerne erinnert sie sich an die Zeit, in der viele Kinder auf Besuch kamen. „Dies hat mein Leben reich und glücklich gemacht. Nun freue ich mich zu sehen, wie die jetzige Generation heranwächst und sich für das Evangelium öffnet, das mir selbst Halt in den Situationen des Lebens gibt.“ Sie ist ein Beweis dafür, dass zwischen Alleinsein und Einsamkeit ein großer Unterschied ist. „Solange man in Gottes Gegenwart lebt, ist man nicht einsam.“
Lore Rufer (Bild privat): „Wir dürfen uns der Angst nicht preisgeben, denn ER wird alles wohlmachen.“
Helmut Seiter (Bild privat): Was früher Mühe machte steht heute für Zusammenhalt und Vielfalt, aber auch ein soziales Netz, durch das niemand so schnell fällt. Helmut und Heidi Seiter haben heute 32 Enkel.
Von Einsamkeit ist auch bei Helmut Seiter (75) keine Rede. Als Vater von zehn Kindern denkt er mit Dankbarkeit an die Zeit zurück, in der die Kinder noch klein waren. „Mit jedem Einzelnen kam ein Sonnenschein in unser Heim. Aber auch die Verantwortung für sie wurde grösser. Und es kamen schlaflose Nächte, Krankheitsnöte, Entbehrungen verschiedener Art“ erzählt er. „Im Nachhinein gesehen hat sich alle Mühe und Arbeit gelohnt.“ Er fühlt sich reich gesegnet wenn er heute auf seine große Enkelschar blickt. „Für sie will ich ein Vorbild sein und sie unterstützen wo ich nur kann“.
Dass Inge Haberstumpf an diesem Wochenende dabei sein kann, grenzt an ein Wunder. Vor rund zwei Jahren erkrankte sie ernsthaft und lag 16 Tage im Koma. Es war nicht abzusehen, ob die damals 71-jährige überleben würde. „Pflegebedürftig zu sein ist nicht angenehm. Dadurch habe ich gelernt, solche Menschen besser zu verstehen. Es tut gut, wenn man Interesse und Verständnis für seine Situation bekommt, das habe ich selbst durch viele Glaubensgeschwister erfahren“, erzählt sie. Kurz nach einer Kur, die ihre Gesundheit und Beweglichkeit wesentlich verbesserte, verstarb unerwartet ihr Mann. Versöhntsein und Dankbarkeit liegen in ihren Worten: „In dieser Zeit habe ich die Hilfe durch die Gemeinde mehr schätzen gelernt.“
In lockerer Stimmung lässt sich Inge ein paar Walzerschritte zeigen.
Nicht nur Inge freut sich über die Gemeinschaft an diesem Wochenende. Auch für alle anderen Senioren ist es ein Höhepunkt, der sie die unterschiedlichen Herausforderungen des Alltags besser meistern lässt.