Für alle Menschen in Deutschland ist die Flüchtlingskrise ein Thema. Nicht alle sind gleichermaßen betroffen. „Ich habe mich zu persönlichem Engagement entschieden“, sagt Andrea (36) von DCG Waltrop im Interview.
Du bist als ehrenamtliche Flüchtlingshelferin im Einsatz. Was genau ist deine Aufgabe?
Ich besuche einmal die Woche eine Familie aus dem Irak, um ihnen Deutsch beizubringen und Ihnen ganz einfach etwas Gesellschaft zu leisten. Die Familie hat mittlerweile eine eigene Wohnung zugeteilt bekommen, nachdem sie mehrere Monate in einem Flüchtlingsheim untergebracht war. Wie die Zustände dort zum Teil sind, wissen wir ja alle aus den Medien.
Nimmt die Familie deine Hilfe gerne in Anspruch?
Ja, auf jeden Fall! Sie sind sehr froh darüber, einen Ansprechpartner zu haben. Das Problem mit der deutschen Sprache ist ja nur eins von vielen für diese Menschen. Die ganz alltäglichen Dinge wie Schule, Einkaufen, Ämter besuchen, Briefe lesen und verstehen etc. stellen sie vor Herausforderungen, die ohne fremde Hilfe oft nicht zu bewältigen sind.
Wie bist du zu der „Patenschaft“ gekommen?
„Ein schönes Erlebnis im Alltag war unter anderem ein Auslöser für mein eigenes Engagement: Ich stehe an der Kasse eines Lebensmitteldiscounters in dessen nächster Nähe sich ein Flüchtlingsheim befindet. Vor mir in der Schlange steht eine ausländische Familie mit einem etwa 4-jährigen Kind, und ein deutsches Rentnerpärchen. Man sieht der Familie mit dem Kind sofort an, dass sie aus dem benachbarten Flüchtlingsheim kommen. Auf einmal nimmt sich die ältere deutsche Dame ein Überraschungsei aus dem Regal an der Kasse, bezahlt es zusammen mit dem eigenen Einkauf und drückt es danach mit einem netten Lächeln dem kleinen Kind in die Hände. Nachdem ich meinen Einkauf bezahlt habe, sehe ich die Familie und das Rentnerpaar noch draußen auf dem Parkplatz, wie sie sich unterhalten, oder es zumindest versuchen.
Dieser Moment der Herzlichkeit und Anteilnahme am Schicksal fremder Menschen hat auf mich besonderen Eindruck gemacht. Da ist mir klar geworden, dass wir den Menschen nicht helfen können, indem wir über die Probleme reden, sondern dass wir die Herausforderungen mit persönlichem Engagement bewältigen müssen. Ich habe angefangen im Internet nach geeigneten Möglichkeiten zu suchen, und bin so mit einer Art Bürgerinitiative in Kontakt gekommen.
Die Betreuung bringt neben schönen Momenten bestimmt auch Herausforderungen mit sich?
Das kann man wohl sagen! Es ist eine Illusion zu glauben, man kommt „mal eben“ vorbei und vermittelt ein wenig Deutsch und kann dann wieder gehen. Die Menschen sind so froh und dankbar jemanden zu haben, der ihnen weiter hilft. Die Herausforderung besteht dann eher darin, dass man auch versteht Grenzen zu setzen und sich selbst nicht zu überfordern.